Die Geächteten
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Nord-Magier

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Beitrag von Pilzikus Di Sep 20, 2016 12:35 pm

Barfuß und für den leise fallenden Schnee der in diesem Teil Himmelsrands fast ununterbrochen die Erde bedeckte nur unzureichend bekleidet stand sie auf der kleinen Veranda ihres Elternhauses und schaute den anderen Kindern wehmütig beim Raufen auf dem kleinen Dorfplatz zu.
Sie wagte nicht sich ihnen zu nähern, schnell hatte sie gelernt, dass die anderen ihr Spiel einfach unterbrechen würden wenn sie versuchte mitzuspielen.

Einer der Jungen blickte kurz zu ihr herüber und diese kleine Ablenkung reichte um sie für einen kurzen Moment wieder die Kälte spüren zu lassen. Die Kleine seufzte und verstärkte den Gedanken an Wärme, ließ ihn durch ihren Körper fließen und die Kälte vertreiben. Der Schnee unter ihren nackten Füßen floss schmelzend über die Veranda. Kleine Dampfwölkchen stiegen auf und erregten die Aufmerksamkeit der anderen Kinder die nun alle zu ihr herüber sahen. Deutlich hörte sie das leise getuschelte Wort das auch ihr Vater schon mit solcher Verachtung benutzt hatte. Ein Wort das unter den kämpferischen Nord eher als eine Beleidigung galt: Magier.

Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und ging zurück ins Haus. Wütend warf sie die Tür hinter sich zu und ein Schwall Schnee fiel vom Dach. Ein zorniger Gedanke formte sich in ihrem Kopf: Eines Tages würde sie es ihnen allen zeigen und eine mächtige Nord-Magierin werden.
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Beitrag von Pilzikus Mi Sep 21, 2016 6:00 pm


„Halt das Schwert höher!“ donnerte ihr Vater und musterte ihre Haltung noch einmal kritisch bevor er mit seinem Übungsschwert demonstrierte wie sie in dieser Haltung eine bessere Chance hatte seinen Schwerthieb abzufangen. Die pure Wucht seines Schlages ließ sie nach hinten taumeln.
„Mehr Gewicht auf das hintere Standbein“ kommentierte er trocken, doch sie spürte seine wachsende Unzufriedenheit.
„Noch mal“ forderte er sie auf und sie nahm erneut einen festen Stand ein. Sie hasste die morgendliche Übungsstunde mit ihrem Vater, doch keine noch so hitzige Diskussion hatte ihn bisher davon abbringen können aus ihr eine „echte“ Nordkriegerin zu machen und später das Familienschwert Leifskaar zu führen.
Er konnte sich auch nichts Schöneres vorstellen, als ihm später als Wache des Jarl nachzufolgen oder ein anderes ehrenhaftes Kriegerhandwerk auszuüben. Doch zurzeit sah sie von dieser „Ehre“ nur blaue Flecken und Blessuren, denn ihr Vater hielt sich mit seiner Kraft kaum zurück. „Deine Feinde werden dich später auch nicht verhätscheln“ pflegte er immer zu sagen wenn sie sich wieder einmal eine schmerzende Stelle rieb oder einen neuen blauen Fleck entdeckte. Nach schier endlosen Minuten befand ihr Vater endlich dass es für heute genug sei und er sonst nur zu spät zur Wachablösung kommen würde. Der Jarl wollte heute schon in aller Frühe die handvoll kleiner Höfe besuchen die zu dem kleinen Dörfchen gehörten und sich damit um das kommende Fest zu Shors Ehren kümmern.
Das Mädchen ließ kraftlos den zitternden Schwertarm sinken und nahm das Übungsschwert ihres Vaters entgegen, der ihrem zitternden Arm einen missbilligenden Blick zuwarf. „Vielleicht setzen wir abends noch eine zweite Trainingseinheit an, dir fehlt die nötige Kraft in den Armen“. Den entsetzten Blick seiner Tochter schien er nicht zu bemerken.
„Geh nach Hause und hilf deiner Mutter und den Anderen bei den Vorbereitungen für das Fest.“ Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg zum Dienst.

Da die Vorbereitungen Ihrer Mutter darin bestanden mit den anderen Fischern hinauszufahren und Fisch zu fangen, empfand sie noch keine große Lust nach Hause zurück zu kehren. Die seltsamen Blicke und das Getuschel der anderen Fischer konnte sie nicht leiden und auch Ihre Mutter empfand nicht gerade Stolz auf eine magiebegabte Tochter, auch wenn Sie dies nie mit Worten ausdrückte. Sie verließ den kleinen Übungsplatz am Waldrand mit Blick auf das kleine Dörfchen und dem winzigen Kai in entgegen gesetzte Richtung und schlenderte in den Wald zu ihrer Lieblingslichtung. Dort konnte sie einfach ihren Gedanken nachhängen und sich in Ruhe mit ihrer Gabe auseinandersetzen. Sie hatte schnell begriffen, dass die Magie sie all diesen Dummköpfen im Dorf überlegen machte und nichts Verachtenswertes war. Ihre Gedanken waren ihr Schwert, doch sie wusste auch, dass es hier kaum Möglichkeiten gab ihr Schwert zu schärfen. Es gab sonst niemandem im Dorf der Magie beherrschte, oder sie auch nur ansatzweise verstehen konnte und das frustrierte sie ungemein.
Sie übte eine Weile mit einem fliegenden Blatt dass sie um ihre Handfläche kreisen ließ, als sie plötzlich eine unheimliche Kälte verspürte. Der Wald schien mit einem Mal viel Dunkler zu werden und auch das Vogelzwitschern verstummte schlagartig. Sie fühlte sich mit einemmal beobachtet und eine eisige Hand griff nach ihrem Herzen. Misstrauisch blickte sie sich um, konnte aber nichts entdecken, sondern spürte nur wie das Gefühl einer fremden Präsenz und Bedrohung stetig wuchs. Die Dunkelheit war mittlerweile so undurchdringlich dass sie die Bäume am Rand der Lichtung nicht mehr erkennen konnte.
Die Finsternis zog sich immer mehr um sie zusammen und die Beklemmung raubte ihr fast den Atem. Reflexartig und blitzschnell kam ihr der Gedanke an gleißend helles Sonnenlicht und bündelte all ihre Angst und aufgestauten Frust in diesen Gedanken. Fast glaubte sie einen enttäuschten Aufschrei zu hören, dann war der Wald wieder normal. Die Vögel zwitscherten und der Wind rauschte leise durch die Baumkronen. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen und der Schweiß glänzte feucht auf der Stirn. Sie fühlte sich ausgebrannt und unsagbar müde. Erschöpft schlief sie ein.

Die Präsenz zog sich enttäuscht in ihre Sphäre zurück. Dieses Kind war keine so leichte Beute wie angenommen. Mit unverhohlenem Interesse beobachtete sie den schlafenden Menschensprössling, dessen Körper von Licht umgeben pulsierte und einen weiteren Angriffsversuch erstmal vergeblich machte. Ihr Interesse war geweckt, doch zuerst musste sie sich stärken. Sie hatte so entsetzlich lange schon nichts mehr gegessen.
Eines ihrer vielen Augen erblickte nicht weit entfernt die rot schimmernden Lebensenergien einer kleinen Ansammlung Menschen. Frohlockend wandte die Präsenz den gigantischen Rest ihres wabernden Leibes um und machte sich auf den Weg zu ihrem Festmahl.
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Beitrag von Nuraelle Mi Sep 28, 2016 12:34 pm

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Beitrag von Pilzikus Sa Okt 01, 2016 4:01 pm


Sie hatte das Gefühl zu fallen. Dunkelheit und ein unnatürlich grünes Licht umgaben sie gleichzeitig und tauchten die Landschaft unter ihr in eine alptraumhafte Realität. Unsanft landete sie in einer Art Teich dessen Wasser aus reinster Finsternis zu bestehen schien. Etwas streifte ihre Beine und sie schwamm eilig ans nahegelegene Ufer. Sie lief durch grün schwarze Ödnis, seltsam verzerrte Schreie drangen an ihr Ohr und ließen sie schaudern. Sie begann zu laufen, einen Ausweg zu suchen, doch nichts veränderte sich an ihrer Umgebung. Kurz blickte sie zum Himmel und sah wie hunderte dunkler Augen wie Sterne auf sie herabblickten. Ein gewaltiger Tentakel schoss aus einem der schwarzen Teiche und kam direkt auf sie zu. Das Mädchen schrie.

„Ganz ruhig Kleine“ Langsam erwachte sie aus dem Alptraum und blickte benommen in das bärtige Gesicht eines fremden Nord. „Du hast schlecht geträumt“ erklärte er freundlich, doch sie rutschte ängstlich von ihm weg, bereute aber sofort die Bewegung die ihr stechende Kopfschmerzen einbrachte. Er musterte sie mit einem seltsamen Blick der direkt in sie hineinzusehen schien und reichte ihr danach einen Trinkschlauch. Sein Blick hatte etwas Beruhigendes und sie nahm einen Schluck. Sofort spürte sie wie ihre Kräfte zurückkehrten, ihre Augen weiteten sich ungläubig. Von so einer Wundermedizin hatte sie noch nie gehört.
„Genau das richtige für kleine Magier die mehr Energie verbraucht haben als gut für sie ist“ kommentierte er lächelnd und verstaute den Schlauch wieder sorgfältig unter seinem Umhang. Das Mädchen brauchte einen Moment seine Worte zu richtig zu erfassen. „Wer seid Ihr?“ fragte sie jetzt neugierig geworden. Der Mann erhob sich, strich seinen Umhang zurecht und deute eine Verbeugung an.
„Leif Boddason weitgereister Skalde aus Winterfeste, auf Einladung des Jarls von Thorwig extra zu den Festlichkeiten angereist.“ Sein Blick wurde plötzlich ernst. „Oder zur Totenfeier“. Bevor er seine letzten Worte ausführlicher erklären konnte, hörte das Mädchen die vertraute Stimme ihrer Mutter in ungewohnter Verzweiflung und Sorge rufen.
„Füüüüchschen!...“ entfernt drang der selten benutzte Kosenamen an ihr Ohr, den sie bereits als kleines Kind erhalten hatte weil sie einmal versehentlich in einen Fuchsbau gefallen war. Als man sie schließlich fand, lag sie eingekuschelt und seelenruhig schlafend zwischen zwei Fuchsjungen.
Das Rufen kam näher und eine Gruppe Dörfler, in der Sie die heimgekehrten Fischer erkannte, trat auf die Lichtung. Jeder Einzelne war bewaffnet und aufs Höchste angespannt. „Bei Ysgramors Fünfhundert, du lebst“ stieß ihre Mutter erleichtert aus und schloss ihre verwunderte Tochter in die Arme. Immer wieder wurde sie gedrückt als hätte ihre Mutter Angst sie jemals wieder loszulassen.
„Wir sollten wieder zurück Ynga“ meinte zu Füchschens großer Erleichterung schließlich einer der anderen Fischer. „Es wird schon dunkel, der Jarl möchte heute niemanden nach Einbruch der Dunkelheit draußen wissen bis klar ist was hier passiert ist...“
Nachdem man sich vergewissert hatte, dass auch von dem Fremden keine Gefahr ausging, machte sich die kleine Gruppe schweigend auf den Weg zurück ins Dorf.

Das Erste was ihr auffiel war der unnatürliche Gestank, danach folgte der Schock eines grauenvollen Anblicks. Was von den unglücklichen Dörflern die hier ihrem Schrecken begegnet waren noch in einem Stück war, konnte man an einer Hand abzählen. Überall waren Kampfspuren, doch nicht genug Überreste um auch nur auf die Hälfte der Sechzig vermissten Nord zu kommen. Die auffälligste Spur führte scheinbar aus dem Nichts zum Dorfplatz, als hätte sich etwas Gewaltiges über die Erde geschoben. Doch das Erschreckendste für das Mädchen war das unnatürliche schwarz grüne Licht das nebelartig in der Luft hing und für sie gut sichtbar die Spur der Kreatur nachzeichnete. Keiner der anderen schien davon etwas zu bemerken. „Du siehst es auch, nicht wahr?“ Der Barde war lautlos neben sie getreten. Das Mädchen konnte nur schwach nicken. „Interessant“ murmelte er in seinen Bart. Bevor Sie ihn fragen konnte was er meinte, näherte sich der Jarl, begleitet von ihrem Vater. Bei ihrem Anblick sah sie auch ihm ungewohnte Erleichterung an. Es gab kaum eine Familie die so viel Glück hatte wie ihre und nicht mindestens einen Verlust beklagen musste.
„Leif!“ begrüßte der Jarl den Skalden mit einer freundschaftlichen Umarmung, die etwas zu fest war und seine eigene Trauer verdecken sollte. Das Mädchen wusste das sein Sohn ihn zu den Höfen begleitet hatte, aber seine Frau ebenfalls im Dorf gewesen sein musste.
„Komm wir haben einiges zu besprechen alter Freund“ Der Jarl schob den Skalden in Richtung seines Heims. „In der Tat“ murmelte dieser und warf dem Mädchen noch einen undeutbaren Blick zu. Sie hatte das unbestimmte Gefühl das es bei diesem Gespräch auch um sie gehen würde.
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